Rebe


Inhalt:
1.Die Rebe botanisch
1.1 Stellung der Rebe im Pflanzensystem
1.2 Wichtige Arten
2. Der Lebensraum der Rebe
2.1 Ansprüche der Rebe an Klima, Lage und Boden
3. Der Bau der Rebe
3.1 Äusserer Bau
3.1.1 Unterirdische Organe
3.1.1.1 Wurzel
3.1.1.2 Pfahlwurzel
3.1.1.3 Ableger
3.1.1.4 Fußwurzeln
3.1.1.5 Wurzelspitze
3.1.1.6 Wurzelhaare
3.1.1.7 Leitungszone
3.1.2 Oberirdische Organe
3.1.2.1 Die Achse
3.1.2.2 Stamm
3.1.2.3 Schenkel
3.1.2.4 Ruten
3.1.2.5 Knospen
3.1.2.6 Sommertrieb
3.1.2.7 Geiztrieb
3.1.2.8 Das Blatt
3.1.2.8.1 Blattgrund
3.1.2.8.2 Blattstiel
3.1.2.8.3 Blattspreite
3.1.2.9 Ranken
3.1.2.a Blüte
3.1.2.b Frucht


DAS BOTANISCHE BILD DER REBE

Die Rebe ist eine Schlingpflanze (Liane), die in lichten Wäldern wächst, sich an den Bäumen hochrankt und ihre Laubtriebe über den Baumkronen ausbreitet. Sie kann dabei riesige Ausmaße erreichen und Stämme von erheblicher Dicke entwickeln.

Lange bevor der Mensch die Erde betrat, gab es schon Reben, denn die Funde von Rebsamen reichen bis in den Übergang der Kreidezeit zum Tertiär (vor etwa 80.000.000 Jahren) zurück. Zahlreiche fossile Reste von Reben hat man im Tertiär (vor etwa 60.000.000 Jahren) gefunden, so daß damals schon ein gewisser Formenreichtum an Reben vorhanden war. Die Eiszeit (vor etwa 1.000.000 Jahren) drängte die Reben aus unserem Raum ins Mittelmeergebiet zurück. Nach der Eiszeit wanderten die Wildreben erneut in unser Gebiet ein; die vitis silvestris aus Südfrankreich, Süditalien und der Balkanhalbinsel, die vitis caucasica und vielleicht auch andere Wildreben aus Kleinasien durch den Donauraum. Letzte Exemplare von Wildreben sind in den Auewäldern des Oberrheins zu finden. Auch in der Schweiz und auf dem Balkan, besonders in Jugoslawien, hat man noch Wildreben entdeckt

Der Mensch hat schon in prähistorischer Zeit die Beeren wilder Reben zu seiner Nahrung gemacht und vielleicht auch schon ein alkoholisches Getränk daraus bereitet.

Unsere heutigen Kulturreben sind Nachkommen der Wildreben und Produkt von Mutationen und natürlichen Kreuzungen, die der Mensch immer wieder entdeckte und dann weiter vermehrte. Heute nimmt der Sortenreichtum, der auf über 8000 geschätzt wird, durch Kreuzungszucht ständig zu.



Stellung der Rebe im Pflanzensystem (Systematik, Taxonomie)

Die zahlreichen Pflanzen, die sich im Laufe der Erdgeschichte entwickelt haben, wurden von dem schwedischen Arzt Carl v. Linné (1707 - 1788) in ein System, ,,,,Linné`sches System" genannt, geordnet. Der Systemaufbau gliedert sich in Abteilungen, Klassen, Ordnungen, Familien) Gattungen, Arten und Sorten (Rassen). Die Rebengewächse finden sich in der 5. Abteilung dieses fünf Abteilungen umfassenden Systems.


5. ABTEILUNG
Spermathophyta (Samenpflanzen)
2 Unterabteilungen


2. UNTERABTEILUNG
= Angiospermae (bedecktsamige Pflanzen)
2 Klassen


1. KLASSE
= Dicotyledonae (zweikeimblättrige Pflanzen)
23 Ordnungen


12. ORDNUNG
= Rhamnales
2 Familien


1. FAMILIE
= Rhamnaceae (Faulbaum- und Kreuzdorngewächse)

2. FAMILIE
= Vitaceae (Rebengewächse)
2 Unterfamilien


1. UNTERFAMILIE
= Lecoidae

2. UNTERFAMILIE
= Vitoideae
10 Gattungen


1. GATTUNG
= Ampelocissus

2. GATTUNG
= Parthenocissus, u. a. Zierpflanzen wie Wilder Wein usw.

3. GATTUNG
= Ampelopsis

4. GATTUNG
= Cissus

5. GATTUNG
= Tetrastigma

6. GATTUNG
= Rhoicissus

7. GATTUNG
= Pterisantes

8. GATTUNG
= Clematicissus

9. GATTUNG
= Landukia

10. GATTUNG
= Vitis Linné
2 Untergattungen


1. UNTERGATTUNG
= Muscadina
(ohne Diaphragma, Ranken ungegabelt)
2 Arten


1. ART
= Rotundifolia

2. ART
= Munsoniana


2. UNTERGATTUNG
= Euvitis
(echte Reben - Amerikaner und Europäer mit Diaphragma, Ranken gegabelt) 35 Arten



Wichtige Arten sind :

1. Art: Lambruscae
Unterart: Vitis Lambrusca


2. Art Lambruscoidae
Unterart: Vitis Candicans


3. Art Aestivales
Unterart: Vitis Aestivalis


4. Art Cinerascentes
Unteraten:
Vitis Cinereae
Vitis Cordifolia (einzige Reblausimmune Rebarten)
Vitis Berlandieri (Kalkrebe, Ausgangsform wichtiger Unterlagen)


5. Art Rupestres
Unterarten:
Vitis Rupestris (Felsenrebe, Ausgangsform wichtiger Unterlagen)
Vitis Monticola
Vitis Arizonica


6. Art: Ripareae
Unterart: Vitis Riparia (Uferrebe, Ausgangsform wichtiger Unterlagen)

7. Art: Viniferae
Unterarten:
Vitis vinivera L.var. silvestris G. (europäische Wildrebe)
Vitis vinifera L.var. caucasica V. (kaukasische Wildrebe)
Vitis vinifera L.var. sativa d.C. (Edelreben, Riesling, Silvaner usw.)



Sorten

= Riesling, Silvaner usw. Die Edelrebe umfaßt über 8000 Sorten, dei z. Zt. durch die Rebenzüchtung ständig vermehrt werden.




DER LEBENSRAUM DER REBE
Die Rebe ist ein Kind der gemäßigten Klimazone unsrer Erde. Auf der nördlichen Halbkugel liegt ihr Verbreitungsgebiet etwa zwischen dem 30. und dem 51. Breitengrad. Darin finden sich die Anbaugebiete von Europa, Asien, Nordafrika und Nordamerika. Das Gebiet mit der stärksten Verbreitung der Rebe ist der Mittelmeerraum. In diesem Raum finden sich die klassischen Rebländer: Griechenland, Italien, Frankreich, Spanien, Portugal und Nordafrika. Hier liegt auch die Wiege der Reb- und Weinkultur, die dann von den Römern, bei ihren Eroberungszügen, verbreitet wurde und so auch nach Deutschland gelangt ist. Über den 45. Breitengrad hinaus nach Norden sind die Bedingungen für die Rebe nicht mehr so günstig, so daß sich der Anbau weitgehend auf die südlich geneigten Hänge der warmen Flußtäler beschränkt. Mit Ausnahme der skandinavischen Staaten findet man Weinberge in allen europäischen Staaten. Selbst Polen hat unweit Warschau und in Zielona Gora (Grünberg) einige Rebflächen. Auch in Großbritannien wird neuerdings Weinbau betrieben.

Auf der südlichen Halbkugel der Erde liegt die Rebenanbauzone zwischen dem 30. und 40. Breitengrad und umschließt den Weinbau Südamerikas, Südafrikas und Australiens. In diese Länder hat der Europäer die Rebkultur gebracht.



Ansprüche der Rebe an Klima, Lage und Boden (Ökologie)
Klima: Die Rebe benötigt ein mildes Klima. Sie gedeiht weder in den heißen Tropen, noch im kalten Norden. Als Grenze der Temperatur gilt ein Jahresdurchschnitt von etwa 9 Grad Celsius. Dabei kommt es darauf an, daß die Temperatur frei von extremen Werten ist. Die Winter sollen möglichst selten Kältegrade von 20 Grad unter Null erreichen, weil sonst Winterfrostschäden an den Reben unvermeidlich sind. Das Frühjahr soll ohne häufige Spätfröste ablaufen. Während der Blütezeit soll die Wärme möglichst nicht unter 15 Grad sinken, und der Herbst soll wieder lange genug warm sein, also ohne zu zeitige Frühfröste. In Deutschlands Weinbaugebieten liegt die mittlere Wintertemperatur um 0 Grad und die mittlere Sommertemperatur um 20 Grad Celsius. Unter solchen Bedingungen bringt die Rebe die schönste Weine hervor.

An die Niederschläge stellt die Rebe keine hohen Ansprüche. Wenn sie richtig verteilt sind, kommt sie mit 450 mm jährlichem Regen aus. Dies soll möglichst im Winter fallen und nochmals Anfang August, wenn die Traubenbildung beginnt. Hohe Niederschläge über 700 mm erschweren den Rebbau, weil, insbesondere in den nördlichen Gebieten, die Peronosporagefahr bedeutend erhöht wird. Feuchte Herbste begünstigen die Traubenfäulnis.

Als Minimum für die Sonnenscheindauer gelten jährlich 1500 bis 1600 Stunden und 1300 Stunden für die Vegetationszeit.

Lage: Von der Lage wird das sogenannte Kleinklima bestimmt, in dem die Rebe wächst. In den nördlichen Gebieten ist es meistens nur an südlich geneigten Hängen ausreichend günstig. Da sich mit zunehmender Höhe die Klimaverhältnisse verschlechtern (Je 100 m Höhe - Abnahme der Temperatur um 0,5 bis 0,6°C), kann in den nördlichen Weinbaugebieten Deutschlands über 300 m NN (höchstens 350 m) kaum noch Weinbau betrieben werden. Die Anbaugrenze des anspruchsvollen Rieslings endet sogar schon bei 200 bis 250 Meter über NN. Nach Süden zu klettert auch die Rebe in größere Höhen, so am Bodensee auf 500 m, in Südtirol auf 800 m und in Sizilien sogar auf 1500 m. In den südlichen Gebieten der nördlichen Halbkugel, also Nordafrika, wandert die Rebe von den zu heißen Südhängen auf die etwas kühleren Nordhänge. Im mittleren Gebiet, Griechenland, Italien, Frankreich, Spanien usw. ist sie vorwiegend ein Kind der Ebene.

Boden: An den Boden stellt die Rebe keine hohen Ansprüche, denn sie gedeiht noch in den ärmsten Gesteins-, Kies- und Sandböden. In regenarmen Gebieten können allerdings, in Jahren mit wenig Niederschlägen, auf solchen Standorten Trockenschäden die Leistung der Rebe beeinträchtigen. In den meisten Jahren wachsen jedoch auf diesen Böden die rassigsten, feinduftigsten Weine. Es gibt keine Bodenart, seien es Lößböden, Lehmböden, Tonböden, Kalkböden, Kreideböden, Mergelböden, Keuperböden oder die schon erwähnten Gesteins-, Kies- oder Sandböden, die nicht Reben tragen würden. Überall fühlt sich die Rebe wohl, nur stauende Nässe sagt ihr nicht zu. Dort wird sie krank und frostanfällig. Auf allen Böden liefert sie einen Wein mit spezieller Eigenart. In Deutschland wird der Weinfachmann geschmacklich feststellen, ob der Wein auf Moselschiefer, Naheporphyr, Kaiserstuhllöß oder Frankenkeuper gewachsen ist, um einige Beispiele zu nennen.



DER BAU DER REBE (Morphologie)

ÄUSSERER BAU (ORGANOGRAPHIE)

Unterirdische Organe
Wurzel: Die Wurzeln verankern den Rebstock im Boden und dienen der Wasser-und Nährstoffaufnahme.

Aus Samen (Rebkernen) entstandene Reben bilden eine Pfahlwurzel, an der sich zahlreiche Seitenwurzeln bilden. Die Vermehrung der Reben durch Samen erfolgt nur bei Rebenzüchtung. Da die Reben spalterbig sind (heterozygot) entsteht aus jedem Rebkern eine neue Rebsorte mit neuen Eigenschaften.

Im Weinbergsmäßigen Anbau erfolgt die Vermehrung auf vegetative Weise durch Ableger, da nur so von einer Sorte, z. B. Riesling, die Eigenschaften der Ausgangspflanze erhalten werden können. Dies ist möglich, da die Rebe in der Lage ist, an abgetrennten Sproßteilen Wurzeln (Adventivwurzeln) zu bilden.

Die Ableger sind Triebstücke des einjährigen Holzes von 30 bis 35 cm Länge. Wo keine Reblausgefahr besteht, werden die Triebstücke in den Boden gesteckt, bewurzeln sich dort und bilden einen neuen Rebstock. Wo im Weinbau die Gefahr der Reblausverseuchung besteht, werden sogenannte veredelte Reben gepflanzt (Pfropfreben). Auf ein 30 cm langes Triebstück einer resistenten amerikanischen Rebe wird ein europäisches Edelreis gepfropft. Die Wurzelstange der Rebe hat sich also aus einem Triebstück gebildet. Am untersten Knoten dieses Triebstückes bilden sich die Fußwurzeln . In durchlässigen Böden können sie mehrere Meter lang werden. In spaltenreichen Gesteinsböden dringen sie tief in Gesteinsrisse ein und holen aus der Tiefe Wasser herauf Am mittleren Knoten bilden sich einige Seitenwurzeln.
Die Wurzeln verzweigen sich und sind an ihrem unteren Teil dicht mit Faserwurzeln , den eigentlichen Organen der Wasser- und Nährstoffaufnahme, besetzt. Die äußerste Wurzelspitze der Faserwurzeln besteht aus einer Wurzelhaube verschleimter Zellen, die das Vordringen im Boden erleichtern. Daran schließt sich der sogenannte Vegetationskegel an, ein Abschnitt lebhafter Zellteilung. In (der darauffolgenden Streckungszone dehnen sich die neuen Zellen, die Wurzel wächst. Die anschließende Zone, Absorptionszone genannt, ist dicht mit Wurzelhaaren besetzt , die die eigentliche Funktion der Aufnahme des Bodenwassers mit den darin gelösten Nährsalzen ausüben. Die Absorptionszone geht dann in die Leitungszone über . Diese setzt sich in die Wurzelstange, den Stamm, alle grünen Rebteile bis zum Gipfel fort, durchzieht also die gesamte Rebe.
Kurz unter der Erdoberfläche gibt es wenige Tau- oder Tagwurzeln, die aber durch die Bodenbearbeitung immer wieder zerstört werden. Bei veredelten Reben können sich am Edelreis noch sogenannte Edelreiswurzeln bilden. Da dies Wurzeln des europäischen Teiles der Pfropfrebe sind, werden sie von der Reblaus befallen und müssen entfernt werden.



Oberirdische Organe

Die Achse

Die aufwärtswachsenden Stengelorgane der Rebe, welche Wurzel und Blätter leitend miteinander verbinden, nennt man Achse. Sie besteht im wesentlichen aus Stamm, Schenkel und Trieb (Ruten).



Stamm

Die Wurzelstange setzt sich nach oben in den Stamm fort, den man auch als altes Holz bezeichnet. Am oberen Ende des Stammes wird das Fruchtholz angeschnitten. Der Stamm umschließt die Leitbahnen, die der Wasser- und Assimilatleitung dienen. Er speichert Reservestoffe, die u. a. zum Austrieb benötigt werden und während Schlechtwetterperioden zur Zeit der Blüte zusätzlich Nahrung liefern und dadurch die Blütefestigkeit erhöhen.



Schenkel

Bei manchen Erziehungsformen der Rebe setzt sich der Stamm in weiteres altes Holz fort, sogenannte Schenkel (Äste), die dann erst das Fruchtholz tragen.



Ruten

Die verholzten grünen Triebe der Rebe nennt man einjähriges Holz oder einjährige Ruten. Kommen sie unmittelbar aus dem alten Holz, werden sie als wildes Holz bezeichnet, kommen sie aus zweijährigem Holz, nennt man sie zahmes Holz oder Fruchtholz.

Das einjährige Holz ist durch Verdickungen, Knoten, gegliedert. Die Teile zwischen den Knoten heißen Internodien. Am Knoten ist das Intemodium durch eine Holzbrücke (Diaphragma) unterbrochen. Gut ausgebildete Diaphragmen sind ein Zeichen guter Holzreife. Von außen nach innen unterscheidet man beim einjährigen Holz die Rinde, den Bast (sekundäre Rinde), die Holzschicht und das Mark. Einjähriges Holz mit einem großen Markanteil ist wenig frostfest. Zwischen Bastteil und Holzteil befindet sich das Kambium, ein sekundäres Bildungsgewebe.



Knospe

Die Knoten tragen die Knospen, auch Augen genannt. Sie sind von zwei braunen Knospenschuppen umgeben und bergen die neuen Sproßanlagen, die eigentlichen Augen und zwar ein Haupt- und zwei Nebenaugen. Sie bilden sich während der Vegetationszeit an den Knoten in den Blatt-achsen des grünen Triebes. Außer den sichtbaren Augen gibt es auch noch unsichtbare Augen, sogenannte schlafende Augen (Adventivknospen), die sich am alten Holz und sehr häufig am Rande von Schnittwunden entwickeln. Sommertriebe, die sich aus schlafenden Augen entwickeln, heißen Wasserschosse.

Sommertrieb

Aus der Knospe entwickelt sich im Frühjahr der Sommertrieb (Langtrieb), der in Knoten und Internodien gegliedert ist. Der Winzer nennt ihn Lotte. Seine Spitze heißt Gipfel. Der Gipfel des wachsenden Triebes ist hakenförmig gekrümmt, was man als Nutieren bezeichnet. Bei abgeschlossenem Wachstum stellt sich der Gipfel aufrecht. Die sich an den Knoten bildenden Blätter sind gegenständig angeordnet, stehen also wechselseitig am Trieb.

Der sich aus einem Rebkern (Samen) entwickelnde Trieb hat spiralisch angeordnete Blätter, einen aufrecht stehenden Gipfel und nur am oberen Ende auch Ranken. Erst die aus den ersten Winterknospen im nächsten Jahr entstehenden Triebe haben die dreigliedrige Sproßeinteilung mit gegenständigen Blättern.



Geiztrieb

In der Blattachse entwickelt sich ein Kurztrieb, auch Geiztrieb, Axialtrieb oder Irxentrieb genannt. Bei ausgeglichenem Wuchs werden sie nicht übermäßig lang. Ihre Länge ist von Sorte zu Sorte verschieden. Sie tragen zur Zuckerbildung bei, fördern also die Traubenreife. Wird der Sommertrieb früh eingekürzt, kommt es zu einer stärkeren Geiztriebbildung. Bei manehen Sorten tragen die Geiztriebe auch Gescheine und Trauben, die aber nur in sehr warmen Jahren reif werden. In den Blattachsen der Geiztriebe können sich wieder Geiztriebe bilden. Die Mehrzahl der Geiztriebe verholzt im Herbst nicht und wird mit dem Blattfall abgeworfen.


Das Blatt

Die Blätter entwickeln sich an den Knoten des Triebes. Als Ort der Assimilation sind sie neben den Wurzeln wichtigstes Ernährungsorgan. Die Blattform ist bei jeder Sorte anders und daher ein wichtiges Sortenmerkmal. Es werden drei Blattregionen unterschieden: Blattgrund, Blattstiel, Blattspreite.

Blattgund

Als Blattgrund wird die Ansatzstelle des Blattstieles am Knoten bezeichnet. Er hat dort einen schwachen Wulst, an dem sich zwei kleine Nebenblättchen(Afterblättchen) befinden, die allerdings nur an den jungen Blättern des Gipfels erkennbar sind. Mit beginnender Holzreife im Herbst bildet sich zwischen Trieb und Blattgrund des Blattstieles eine Trennschicht, die zum Abfallen der Blätter führt.

Blattstiel

Durch den Blattstiel ist die Blattspreite beweglich, sie kann in eine günstige Stellung zum Licht gebracht werden und sich im Winde bewegen. Die Blattstiele sind in Länge und Farbe von Sorte zu Sorte verschieden und können als Sortenmerkmal herangezogen werden. Der Stiel ist rund oder leicht plattgedrückt, besitzt auf der Oberseite eine leichte Längsfurche und kann glatt, warzig, gerippt, schwach borstig behaart oder kahl sein.

Blattspreite

Die Blattfläche, die die eigentliche Funktion der Assimilation ausübt, wird als Spreite bezeichnet. Form, Farbe und Behaarung der Spreiten sind von Sorte zu Sorte verschieden und daher das wichtigste Sortenmerkmal. Wo der Blattstiel in die Spreite übergeht, befindet sich die Stielbucht. Sie kann offen, halboffen, V-förmig, U-förmig, geschlossen oder überlappend sein. Die Spreite ist mit unterschiedlichen Blattbuchten versehen. In der Regel ist sie drei- bis fünflappig, bei wenigen Sorten auch siebenlappig oder nur andeutungsweise gelappt. Die Tiefe der Blattbuchten ist ebenfalls von Sorte zu Sorte verschieden. Die Spreite ist von Blattadern (Nerven, Rippen) durchzogen, die die Leitbahnen umschließen. Neben 5 Hauptadern und deutlich erkennbaren Seitenadern ist die Spreite bis in kleinste Sektoren durch eine starke Adernverästelung gegliedert. Die Teile der Blattspreite zwischen den Hauptadern nennt man Interkostalfelder. Die Spreitenoberfläche kann glatt, wellig oder blasig sein. Sie kann, besonders auf der Unterseite, von Blartborsten und Blarthaaren besetzt sein. Der Blattrand ist bei jeder Sorte unterschiedlich stark gezähnt oder gesägt. Im Herbst zieht der Stock aus den Blättern die Nährstoffe, wodurch sich diese je nach Sorte gelblich oder rötlich färben. Bei Nährstoffmangel zeigen die Blätter typische Verfärbungen der Spreiten. Auch der Blattstiel kann sich farblich verändern.

Ranken

Die Ranken entwickeln sich an den Knoten der Triebe. Sie sind die Kletterorgane der Rebe. Am Trieb folgt auf zwei Knoten mit einer Ranke ein Knoten ohne Ranke. Die Ranken sind gabelähnlich verzweigt und zwar zweiarmig, bei wenigen Sorten auch drei- oder gar vierarmig. Entwicklungsgeschichtlich werden die Ranken als umgestaltete Sproßgipfel angesehen. Die Stärke und Länge ihrer Ausbildung ist von Sorte zu Sorte verschieden. Die Spitze ist leicht gekrümmt. Bei Berührung wird die Unterstützung umschlungen, die Ranke dreht sich zu einer Spirale und hält den Trieb federnd fest. Im Herbst verholzt die Ranke. Sie wird dann vom Winzer Kreppel genannt.

Blüte:

Bei den fruchtbaren Sommertrieben entwickeln sich ab zweitem oder drittem Knoten statt Ranken Blütenstände, die Gescheine genannt werden. Der Blütenstand der Rebe ist botanisch keine Traube, sondern eine Rispe. Er besteht aus einem baumartigen Stielgerüst mit vielen Ästen, die an ihren Enden je eine Einzelblüte tragen. Je nach Fruchtbarkeit des Jahres entwickeln sich am Sommertrieb 1 bis 4 Gescheine. Die Gescheine sind umgewandelte Ranken. An unvollkommen entwickelten Gescheinen, überwiegend das dritte oder vierte, ist das deutlich zu erkennen, denn sie tragen nicht selten einen Rankenfortsatz. Der Winzer nennt diesen Spazierstock. An zwei Knoten entwickelt sich statt einer Ranke ein Geschein, dann folgt ein Knoten ohne Ranke oder Geschein und wieder zwei Knoten mit Ranken oder Gescheinen.

Die Blüte gliedert sich in den Blütenstiet der in den Blütenkelch übergeht und In der Blumenkrone endet. Die Rebblüte entfaltet ihre fünf grünen Blütenblätter nicht, da diese zu einer Art Käppchen, auch Mützchen genannt, zusammengewachsen sind. Beim Blühvorgang wird das Käppchen durch die sich streckenden 5 Staubblätter abgestreift. Die Staubblätter gliedern sich in Staubfäden (Filamente) und staubgefaße(Antheren), die durch eine Längsrinne in 2 Staubbeutel, die den Blütenstaub (Pollen) enthalten, geteilt sind. In der Mitte der Blüte befindet sich der Fruchtknoten mit Grifel und Narbe. Am Fuße des Fruchtknotens sind 5 Nektardrüsen, die einen feinen Duft verbreiten.

Die Edelrebe hat zwiftrige Blüten und ist ein Selbstbefruchter. Die Wildreben und die meisten amerikanischen Reben sind zweihäusig, haben also Pflanzen mit männlichen Blüten und andere mit weiblichen Blüten. Bei männlichen Blüten ist der Fruchtknoten verkümmert, bei weiblichen die Staubblätter.



Frucht

Die Frucht der Rebe heißt Traube. Das Stielgerüst nennt man Rappen. An den Astenden der Rappen sitzen die Beeren, die mit ihrem saftreichen Beerenfleisch 2 bis 4 Kerne(Samen) umschließen. Die Beere gliedert sich in die Beerenhaut, auch Schale oder Hülse genannt, die von einer feinen Wachsschicht, Duft genannt, überzogen ist.

Chardonnay

Cabernet Dorsa

Im Innern befindet sich ein saftreiches Gewebe, das Beerenfleisch, das um die Kerne verdichtet ist und dort Butzen oder Mark genannt wird. Farbe und Form der Beeren ist sehr vielgestaltigund von Sorte zu Sorte verschieden. Der Beerensaft ist hell, auch bei roten Sorten. Darum muß bei der Gewinnung roter Weine der Farbstoff durch Gärung auf der Hülse ausgelaugt werden. Nur einige sogenannte Farbtrauben und rote Hybriden besitzen auch roten Beerensaft. Die Samen der Trauben heißen Kerne. Sie enthalten 10 bis 20% Öl, aus dem ein hochwertiges Speiseöl gewonnen werden kann. Bei mangelhaftem Verblühen kann es zur Ausbildung von kleinen Beeren ohne Kerne kommen. Man nennt dies Jungfernfrüchtigkeit oder Parthenokarpie. Diese kernlosen Beeren haben meistens ein sehr hohes Mostgewicht.



Weiterführende Informationen:
Der Rebschnitt in Ertragsanlagen

Quelle: Taschenbuch der Rebsorten
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