Ortswein-Gutswein-Lagenwein


Ortswein - Gutswein - Lagenwein



Wie stehen wir zu dem Thema der Neuordnung von Qualitätsabstufung nach geographischer Kennzeichnung?



In den letzten Jahren hat sich zunehmend ein Problem mit den traditionellen Qualitätsstufen ergeben. Die Einstufung nach dem Zuckergehalt, den berüchtigten Grad Öchsle und somit prinzipiell nach dem Reifegrad der Trauben wurde durch verschiedene Entwicklungen nahezu obsolet.

Zum Einen hat sich auch der Anbau weiter entwickelt, wodurch die Trauben oft länger am Rebstock verbleiben können und somit von Natur aus höhere Reifegrade erreichen. Zum Anderen spielt auch hier der Wandel des Klimas hinein, mehr Sonne und Wärme gibt (stark vereinfacht) auch höhere Reifegrade.


Auch gab es in der Vergangenheit zunehmend Probleme mit den Prädikatsbezeichnungen, weil diese im Großhandel "verheizt" wurden.
Spätlese steht in vielen Köpfen heute nicht mehr für außergewöhnliche Qualität, sondern für süßen Fusel.
Da dieser Name verbrannt war wichen viele Winzer auf die nächst niedrigere Qualitätsstufe in der Bezeichnung aus, den Kabinett (Abstufen darf man nach dem deutschen Weingesetz), sodass der ehemals leichte frische Kabinett zum Synonym für kräftige Weine mutierte.


Es soll also ein neues Qualitätsstufenmodell geschaffen werden, das dem Kunden / Verbraucher die Qualität des Weines in der Flasche plausibel vermitteln kann.

Der Deutsche Weinbauverband favorisiert hier ein Modell, das die Herkunft des Weines als Synonym verwenden soll, indem die Geographie mit zunehmender Qualität immer enger eingegrenzt wird, eben der Ort, das Weingut, die bestimmte Lage.

Doch ist dies dann aussagekräftiger?

Nun, wie klassifizieren wir nun die Güte einer bestimmten Geographie? Nach welchen Kriterien? Ist es der Boden, gibt es da Parameter die besonders tolle Weine oder schlechte Weine hervorbringen? Ein Boden kann für eine Rebsorte weniger geeignet sein als für eine Andere, das wissen die Winzer und pflanzen entsprechend die passenden Reben, auch die Wahl der Unterlage, also dem Teil der Pflanze der mit den Wurzeln in der Erde steckt, spielt da eine große Rolle und kann vieles ausgleichen.

Oder ist es das Klein- oder Mikroklima der Anlage, die Sonnenscheinstunden, Durchschnittstemperatur?
Was im Einen Jahr für die Pflanze günstig ist, kann im anderen Jahr ungünstig sein. Starke Sonnenexposition z.B. kann im einen Jahr die Frucht fördern, im anderen Jahr den Trauben Sonnenbrand verpassen. Windige Lagen können in einem Jahr die Trauben nach Regen schneller trocknen im anderen Jahr die Triebe abknicken. Hanglagen können im einen Jahr oben Strahlungsfröste abbekommen, flache Lagen können im anderen Jahr Kaltluftseen bilden die zu Erfrierungen führen.

Viele dieser Faktoren können wir Winzer durch Kultivierungsmaßnahmen ausgleichen ... das ist dann aber nicht Natur pur, sondern Know How.

Was also ist nun die gute Lage?

Diese Fragen lassen sich auf das Weingut und den Ort übertragen, es bleibt sich gleich.
Zudem ist Wein eben auch Geschmackssache, der eine präferiert den Wein in einer Art, der Andere anders, welcher ist nun der Bessere?

Die nächste Frage ist welche Lagen sind denn gemeint? Es gibt im deutschen Weinrecht die Großlage und die Einzellage. Die Großlagen können mitunter hunderte Hektar umfassen. Aber auch in Einzellagen stehen mitunter verschiedene Rebsorten von mehreren Winzern angebaut und kultiviert.

Sind die Weine aus jeder beliebigen Rebsorte von beliebig vielen Winzern alle einer bestimmten Qualität? Oder haben die Winzer nicht auch einen Einfluss darauf durch ihre Bewirtschaftung?

In der Vergangenheit mussten Weine ab der Qualitätsstufe 'Qualitätswein' und höher durch die Qualitätsweinprüfung. Zunächst wurden sie chemisch auf ihre Inhaltsstoffe analysiert und anschließend von einer Kommission sensorisch, also mit Auge Nase Mund auf ihre Qualität beurteilt. Auch da gab es mitunter Unstimmigkeiten, je nach Kommission konnten die Beurteilungen erheblich abweichen.
Das System war und ist nicht perfekt, aber es ist demokratisch, jeder kann, wenn das Produkt stimmt, einen Qualitätswein herstellen.

Es ist nicht perfekt, aber ein besseres System konnten wir bislang nicht finden.

Zu den Lagenangaben in unserem Betrieb.

Bis 1998 führten wir die Lage auf dem Etikett. Das Problem war, dass Hochstadt relativ große Lagen hat, wodurch auf den Etiketten unabhängig von der Rebsorte meist die Lage 'Hochstadter Roter Berg' aufgeführt wurde.
Dies führte nicht selten zu Verwirrungen, wenn Leute 'Hochstadter Roter Berg' bestellen wollten, aber die Rebsorte nicht mehr wussten.
Eben aus diesem Grund verbannten wir die Lage vom Etikett um die Kunden nicht unnötig zu verwirren und werden sie auch bestimmt nicht wieder einführen.

Bei uns im Betrieb scheidet dieses Klassifizierungssystem aus den genannten Gründen aus. Große Lagen, vielfältiges Sortenrepertoire. Doch wo kann ein solches System sinnvoll sein?

Eben im umgekehrten Falle, wenn Weingüter nur eine kleines Sortenspektrum haben, dafür mehrere Weine aus der selben Rebsorte und die Lagen kleinstrukturiert sind, also nur wenige Betriebe in der gleichen Lage möglichst mit den gleichen Rebsorten und gleichem Qualitätsanspruch wirtschaften.
Dann können die Weine durch ihre Lagenangaben differenziert und das Weinangebot etwas breiter gestaltet werden.
Stark vereinfachtes Beispiel:
Riesling in trocken aus Lage A, Riesling in halbtrocken aus B und Riesling in lieblich aus C. Blöd wird es wenn ein Betrieb den trockenen Riesling in Lage C anbaut, der Nachbarbetrieb dort den lieblichen erntet.

Die Frage ist ob mit der Lagenbezeichnung die Qualitätseinstufung für den Weintrinker transparenter ist. Wer kennt schon alle Lagen und deren Aussagekraft auf das jeweilige Produkt?
Die meisten Weintrinker werden vor der Fülle der Lagenbezeichnungen ratlos vor dem Regal stehen. Zudem wurde als Kompromiss die "Großlage" als 4. Bezeichnung mit in die Pyramide aufgenommen. Qualitativ soll diese zwischen Gebiets- und Ortswein "rangieren". Es wird also Weine mit dem Anspruch "Topqualität" und welche mit dem Anspruch "normale Qualität" jeweils mit Lagenangaben geben, der Eine für € 2,50 der Andere für € 15,- wie soll man dies erklären?

Fazit:

Noch mehr Verwirrung, noch intransparenter, nicht mit uns.

Nachtrag: Um die Verwirrung komplett zu machen gibt es nun einen Vorschlag um Großlagen von Einzellagen unterscheidbar zu machen indem man "Bereich" in kleinerer Schriftgröße dem Großlagennamen voran stellt. Jaaa, das kleingedruckte weckt bestimmt viel Vertrauen :(

Aus diesem Grund bieten wir unser Probenpaket an. Hier kann sich jeder sein individuelles Paket für die Weinprobe zuhause zusammenstellen und die Weine in seiner gewohnten Umgebung verkosten. Keine Katze im Sack, die Qualität im Glas, darauf kommt es an.

zu Ihrem Probenkarton geht es hier lang

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